MAVITA - Die 5 häufigsten Beziehungskiller beim Pferd

Die 5 häufigsten Beziehungskiller beim Pferd

1. Die Arbeit beginnt erst auf dem Reitplatz Die Sprache der Pferde ist still, feinfühlig und stets[…]

1. Die Arbeit beginnt erst auf dem Reitplatz

Die Sprache der Pferde ist still, feinfühlig und stets präsent – sie kommunizieren nicht nur während spezifischer Trainingseinheiten oder der Arbeit auf dem Reitplatz mit uns, sondern in jedem Moment, den wir mit ihnen verbringen. Dies kann ein Blick, ein Wenden des Ohres oder Kopfes oder ein Blinzeln sein. Wer die Vorstellung hat, dass Kommunikation nur im Rahmen der „Arbeit auf dem Platz“ stattfindet, missversteht den umfassenden Charakter einer Beziehung zwischen Mensch und Pferd.

Wer sich den Alltag mit seinem Pferd genauer ansieht, wird feststellen, dass wir die meiste Zeit mit unseren Pferden gar nicht auf dem Reitplatz oder in der Halle verbringen. Wir holen unser Pferd von der Weide, putzen und satteln es, laufen zum Reitplatz, nach dem Training von dort aus wieder zurück, satteln ab, füttern und was sonst noch an diesem Tag so anfällt. Wer jetzt noch eine harmonische Beziehung zu seinem Pferd möchte, sollte auch in diesen Zeiten auf seine Kommunikation und das Handling seines Pferdes achten.

Nicht selten ist es mir in meinem Trainingsalltag begegnet, dass Menschen mit ihren Pferden auf dem Platz während der Bodenarbeit penibel auf die Position ihres Pferdes achten und diese auch gerne durchsetzen. Nachdem sie den Platz verlassen haben lassen sie sich aber willig von ihrem eilenden Pferd zurück zum Stall ziehen. Der hat ja nur Hunger. Wie ungerecht es dem Pferd gegenüber ist so sprunghaft in seiner Kommunikation zu sein, daran denken sie nicht.

Unsere Pferde passen ihr Verhalten keinem Ort oder einer genauen Uhrzeit an. Deshalb sollten auch wir als Pferdemensch die Kommunikation nicht auf spezielle Momente beschränken, sondern als einen kontinuierlichen Prozess verstehen.

Eine ganzheitliche Kommunikation stärkt die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd, fördert Vertrauen und Harmonie und erleichtert die Zusammenarbeit in allen Bereichen. Denn am Ende ist die Beziehung zwischen euch mehr als nur Arbeit – sie ist eine Partnerschaft, die von gegenseitigem Verständnis lebt.

2. Unfaire oder gar keine Konsequenz

Vertrauen baut sich aus Verlässlichkeit auf. Handelt ein Mensch im Umgang mit seinem Pferd unfair oder zeigt gar keine Konsequenz, verliert das Pferd seine Orientierung und seinen verlässlichen Partner. Unfair ist eine Konsequenz dann, wenn sie eine unangemessene Härte aufweist, eine zu späte Reaktion, die nicht unmittelbar nach der Handlung des Pferdes erfolgt oder unklare Signale, die das Pferd nicht versteht. Die Folge sind Frustration und respektloses Verhalten wie Drängeln, Beißen oder Verweigerung.

Liebevolle Konsequenz ist der Weg zu Vertrauen und Harmonie. Stelle Spielregeln auf, die sich nicht ändern, kommuniziere klar, angemessen, zeitnah und direkt und halte Routinen ein.

Konsequenz meint an dieser Stelle nicht Dominanz, denn aus Unterdrückung und Schmerz wird sich keine vertrauensvolle und partnerschaftliche Beziehung entwickeln.

Spielregeln:

Was darf mein Pferd? Was möchte ich, dass es nicht tut? Und am wichtigsten: Was möchte ich, dass es tut? Lege klare Regeln fest, die immer gelten, wie z.B.

  • Mein Pferd soll immer mit der Schulter neben mir gehen.
  • Ich möchte, dass mein Pferd in der Box bleibt, auch wenn die Tür geöffnet ist.
  • Wenn wir spazieren gehen, darf mein Pferd ohne Erlaubnis nicht einfach grasen gehen.

Routinen:

Wie kommuniziere ich mein Bedürfnis und wie möchte ich, dass mein Pferd darauf antwortet? In welcher Reihenfolge frage ich?

Pferde lieben Routinen. Sie geben ihnen Sicherheit und machen Dinge vorhersehbar. Wenn du Fragen oder Anforderungen an dein Pferd immer in derselben Weise stellst, wird es schnell begreifen und reagieren. Dies kann z.B. eine Abfolge sein, wenn du dein Pferd auf die Weide bringst, wie:

  • Vor dem Tor halten
  • Durch das Tor gehen und umdrehen
  • Kopf senken zu Halfter ausziehen
  • Leckerli bekommen
  • Dann darf es gehen

Solche Routinen geben auch dir Sicherheit. Ich selbst wende diese Routine des „Auf-die-Weide-Bringens“ bei meinen eigenen Pferden an. Sie halten auch dann diese Routine ein, wenn alle Pferde auf der Weide toben und rennen.

Feinheit der Hilfen:

Frage dein Pferd immer zuerst auf die sanfteste Weise. Das kann z.B. ein Blick, eine Körperdrehung oder ein Stimmkommando sein. Verstärke deine Frage danach schrittweise, bis du eine Reaktion erhältst. Überlege dir vorher wie diese Schritte aussehen und welche Reaktion du darauf möchtest.

So hat dein Pferd immer die Chance auf die leiseste Anfrage von dir zu reagieren und ihr werdet in eurer Kommunikation immer feiner werden.

Eine Harmonische Pferd-Mensch-Beziehung

Der Schlüssel zum Herzen unserer Pferde ist ihre körperliche und mentale Gesundheit.

Ich bin Mareile Purwita, Pferdetrainerin und Therapeutin für Pferdeosteopathie und Akupunktur. Ich möchte dir helfen, dein Pferd besser zu verstehen und eine echte tiefe Verbindung zu ihm aufzubauen.

3. Gehorsam und Respekt verlangen, ohne sich auf die Bedürfnisse des anderen einzulassen

Eine tiefe Beziehung auf Augenhöhe erlangt man nicht durch Unterdrückung und blinde Folgsamkeit. Wer nur Gehorsam und Respekt verlangt, verlangt vom Gegenüber seine körperlichen und seelischen Bedürfnisse zu ignorieren und darüber hinwegzugehen, wenn er es verlangt. Die Folge sind unmotivierte Pferde, ohne eigenes Engagement und Freude an der Arbeit.

Sich auf sein Pferd einzulassen bedeutet, es als eigenständiges Wesen mit individuellen Bedürfnissen und Gefühlen wahrzunehmen und zu respektieren. Es bedeutet, nicht nur unsere eigenen Ziele zu verfolgen, sondern auch das Wohlbefinden des Pferdes in den Mittelpunkt zu stellen.

Beobachte dein Pferd genau. Welche Signale sendet es? Wie ist seine Stimmung heute? Ich schaue schon beim Putzen nach Verspannungen und der Stimmung und kann so relativ gut einschätzen, was an diesem Tag im Training machbar ist. So kann es auch vorkommen, dass ich eine Trainingseinheit verschiebe oder etwas ganz anderes mache. Ich kenne einige Pferde, die nicht gern im Regen arbeiten oder das spritzen des Wassers auf einem nassen Platz nicht mögen. Ich passe mein Training dann an, um die Motivation und Freude an der Arbeit zu erhalten. Genauso gehe ich aktiv auf die Vorlieben der Pferde ein und gestalte das Training möglichst abwechslungsreich.

Neben der aktuellen Tagesform solltest du auch die Grundbedürfnisse deines Pferdes beachten. Dazu gehören ausreichend Bewegung, gutes Futter und Pflege, sowie soziale Kontakte zu Artgenossen. Auch Ruhezeiten und Pausen sind wichtig, um Muskulatur zu entwickeln und Gelerntes zu verarbeiten. Gib deinem Pferd die Zeit, die es dafür braucht.

Und natürlich darfst du deine eigenen Bedürfnisse auch nicht ignorieren. Ich mag auch nicht im Regen reiten, da bekomme ich auch schlechte Laune. Wenn ich nach einem anstrengenden Tag in den Stall komme, verwerfe ich auch mal ein Training, putze und kuschle stattdessen. Du darfst auf dein Bauchgefühl hören und es auch dir schön und angenehm machen.

4. Falsch interpretierte oder nicht wahrgenommene Signale des Pferdes

Pferde kommunizieren, anders als wir Menschen, fast in völliger Stille. Sie sind Meister der nonverbalen Kommunikation. Für uns ist das Verstehen dieser Sprache von entscheidender Bedeutung, um eine harmonische Beziehung zu unseren Pferden aufzubauen.

Oft werden diese kleinen Signale übersehen oder falsch gedeutet. Pferde geben und nehmen Räume. Geben sie einen Raum frei durch ein Abwenden, so sind wir eingeladen, während ein zur Seite auf den Sattel schauen eine Abwehrreaktion ist. Verkennen wir solche Signale, hören unsere Pferde auf mit uns zu kommunizieren, diese werden dann als stumpf und stur bezeichnet, obwohl wir sie nur nicht lesen konnten. Andere verstärken ihre Kommunikation in der Hoffnung, dass wir sie nun wahrnehmen. Sie beißen, drohen, treten und gelten schnell als aggressiv und gefährlich.

MAVITA - Pferdeosteopathie & Akupunktur

Pferdeosteopathie mit Akupunktur im Raum Hamburg – Pinneberg –  Norderstedt – Schleswig-Holstein

Das Verstehen der Körpersprache deines Pferdes ist essenziell, um Missverständnisse zu vermeiden und eine harmonische Beziehung und tiefe Bindung zu ihm aufzubauen. Pferde erwarten, dass wir ihre Sprache verstehen und darauf reagieren:

  • Erkenne die Signale: Achte auf Anzeichen von Stress, Angst oder Schmerzen, um rechtzeitig eingreifen zu können. Denke immer daran, dass Pferde sich nicht verbal mitteilen. Sie schreien bei Schmerzen nicht.
  • Eigenes Verhalten anpassen: Deine Körpersprache beeinflusst die Reaktion deines Pferdes. Eine ruhige, souveräne Haltung gibt ihm Sicherheit.
  • Kommunikation verfeinern: Wenn du die Körpersprache deines Pferdes verstehst, wird es dir leichter fallen deine eigene Körpersprache selbst wahrzunehmen und gezielt einzusetzen.

5. Selbst unbewusste und gegensätzliche Signale geben

Der Umgang mit Pferden erfordert nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein hohes Maß an Bewusstsein für den eigene Körper. Menschen, insbesondere Anfänger oder diejenigen, die sich ihrer nonverbalen Kommunikation nicht bewusst sind, senden oft unbewusste oder widersprüchliche Signale aus. Wir haben es verlernt unseren Körper bewusst zur Kommunikation einzusetzen. Anders als Pferde kommunizieren wir über Worte und Laute.

Viele Menschen wissen nicht, dass sie durch ihre Haltung, Bewegungen und Mimik ständig Botschaften senden. Diese unbewusste Körpersprache kann für Pferde schwer verständlich und verwirrend sein.

Unter Stress oder in ungewohnten Situationen neigen viele dazu, Körpersignale zu senden, die nicht mit ihrer eigentlichen Intention übereinstimmen. Bei Angst reagieren viele mit Dominanz, um die Kontrolle zu erlangen, während ihr Körper Angst, Panik und Nervosität ausstrahlt. Dies führt häufig zu Missverständnissen und Fehlverhalten des Pferdes.

Warum es so schwer ist, die eigene Körpersprache zu kontrollieren

  • Automatisierte Muster: Viele Bewegungen und Haltungen sind tief in uns verankert und laufen unbewusst ab. Diese Gewohnheiten zu ändern, erfordert gezielte Achtsamkeit, Übung und Wiederholung.
  • Stress und Emotionen: In stressigen Situationen übernehmen oft unbewusste Reaktionen die Kontrolle. Angst, Wut oder Unsicherheit können sich im Körper widerspiegeln, ohne dass wir es bemerken.
  • Mangelnde Selbstwahrnehmung: Menschen erkennen selten die Auswirkungen ihrer Körpersprache. Pferde reagieren zwar darauf, aber viele sehen nicht, dass die Reaktion des Pferdes direkt mit ihrer Körpersprache zusammenhängt.
  • Unterschiedliche Sprachen: Menschen und Pferde kommunizieren auf unterschiedliche Weise. Während Menschen Sprache und bewusste Gesten verwenden, nehmen Pferde Energie, Bewegungen und Körperspannung wahr.

Um eine klare und verständliche Kommunikation mit deinem Pferd aufzubauen, solltest du dir deiner Körpersprache bewusst sein. Hier sind einige Tipps, die dir helfen können an deiner Körpersprache und Kommunikation zu arbeiten:

  • Emotionslose Signale: Stelle deine Anfragen neutral und lasse deine Emotionen, vor allem die negativen, außen vor.
  • Atmung und Energie kontrollieren: Pferde spüren, was wir nicht sehen. Atme tief und bleibe entspannt, um Ruhe zu vermitteln.
  • Selbstwahrnehmung schulen: Achte bewusst auf deine Haltung, Bewegungen und Gestik. Nutze Videoaufnahmen oder suche dir einen passenden Trainer, um deine Körpersprache zu analysieren und gezielt einzusetzen.
  • Lerne die Körpersprache deines Pferdes: Verstehe, wie dein Pferd auf verschiedene Signale reagiert, um deine eigene Körpersprache besser anpassen zu können.

Wenn du diese 5 Beziehungskiller in deinem Alltag vermeidest, wird sich die Zusammenarbeit mit deinem Pferd stetig verbessern und eure Verbundenheit weiter wachsen. Es erfordert eine Menge Arbeit, Zeit und Hingabe den Zustand der vollkommenen Harmonie zu erreichen. Man erreicht ihn nicht in wenigen Wochen oder Monaten. Pferdeausbildung erfordert Jahre. Jahre des Lernens und des Scheiterns. Verliere nicht den Mut und erfreue dich an den kleinen Erfolgen auf eurem Weg. Es muss nicht für alle anderen perfekt aussehen, es muss für dich und dein Pferd perfekt sein und euch ein gutes Gefühl geben.