Bei der ersten Begegnung mit Fellow war ich sofort geflasht von seiner Persönlichkeit. Er war so wach, so anwesend und so interessiert. Ich wollte nur einen Ausritt mit ihm machen, da meine Damen schon zu alt waren. Beim Reiten war er fein und spritzig und ein unfassbar mutiges Pferd. Mit 4 Jahren noch so jung und doch so klar.
Aber er war auch furchtbar wütend. Wütend auf alles und jeden. Er sagte deutlich, was ihm nicht passt und das mit erheblichem Nachdruck. Ein Leber-Typ, wie er im Buche steht.
Er stammt aus einer Zucht in Italien und wurde von einem sehr erfahrenen und versierten Ausbilder angeritten. Unter dem Sattel zeigte er sich stets artig und zeigte das, was er gelernt hatte. Aber wie bei jedem Züchter, verläuft die Ausbildung jedes Pferdes meist ähnlich. Es gibt keinen Raum für Persönlichkeiten, die Pferde sollten funktionieren und ihren Dienst tun.
Vom Boden war er roh, als ich anfing, mit ihm zu arbeiten. Dort kam all seine Wut zum Vorschein. Auf Druck, Berührung oder eine Anforderung reagierte er mit Angriff. Er biss, stieg und kompensierte all seine Wut vor allem mit seinem Maul. Und doch blitzte in den ruhigen Momenten seine wahre Persönlichkeit durch. Ein sehr verschmuster, sehr sozialer kleiner Mann, der einfach mitreden und verstehen möchte.
Mein Kopf sträubte sich noch ein halbes Jahr gegen ein drittes Pferd. Aber mein Bauch hatte schon entschieden, ich kaufte ihn.
Er ist ein Pferd, das mitdenken und mitentscheiden möchte. So fing ich an ihm seinen Raum zu geben und in seinem Tempo mit ihm zu arbeiten.
Wenn ich ihn von der Weide hole und er mir nicht entgegenkommt, nehme ich mir die Zeit und begleite ihn beim Grasen, kraule ihn etwas, bis er bereit ist sich mir zuzuwenden. Er hat gelernt sein Halfter selbst anzuziehen, so kann er auch hier aktiv mitarbeiten. Wir verbringen lange mit ausgiebigen Putzen, so habe ich die Chance seine Laune an diesem Tag zu fühlen und auch er schiebt sich mittlerweile an die Stelle unter meinen Händen, die ich kraulen oder anschauen soll.
Im ersten Jahr fiel es mir teilweise schwer, den Spagat zwischen Erziehung (Angriffsabbruch und Distanz) und Partnerschaft (Lernen und Vertrauen) emotional auszuhalten. Ich musste so schnell zwischen den beiden Polen switchen, dass ich abends fix und fertig war. Man darf nicht unterschätzen, wieviel Energie eine solche Arbeit aus dem eigenen Körper zieht. Jeder sollte sich in solchen Phasen auch wieder die Zeit nehmen, um aufzuladen.
Aber auch bei Fellow war ein entschiedenes Puzzlestück zu seiner Seele seine Gesundheit.

Pferdeosteopathie mit Akupunktur im Raum Hamburg – Pinneberg – Norderstedt – Schleswig-Holstein
Bewegungsprobleme im Training, können ein Hinweis auf körperliche Blockaden sein. Dies kann zum Beispiel eine schlechtere Biegsamkeit auf einer Hand oder vermehrte Widersetzlichkeit in einer Lektion sein, die sonst unproblematisch ist.
Er ist ein Quarter Horse, das von der Anatomie schon einige Schwachstellen mitbringt, die man im Auge behalten muss. Er hat eine Westerngrundausbildung, wird von mir nun aber nach biomechanischen Grundsätzen nach der Lehre der alten Meister weiter ausgebildet. So wird er lernen den eher schweren Rumpf zu heben und sich in den Hanken mehr zu beugen. Das entlastet auch die meist zu kleinen Hufe der Quarter Horse.
Er wird von mir regelmäßig osteopathisch und mit Akupunktur behandelt, denn er zeigt eine höhere Aggressivität, wenn er schmerzhafte Blockaden hat.
Ich versuche all seine schlechten Angewohnheiten ins Positive zu wandeln. So war er am Anfang sehr bissig und stets mit dem Maul in einer Verteidigungshaltung. Durch das Apportieren konnte ich diesen Drang in etwas sinnvolles umleiten. Er hat es rasend schnell gelernt und am Anfang alles aufgehoben oder vom Regal gerissen, was er mit dem Maul erreichen konnte. Ja, das war am Anfang auch nervig, aber besser als gebissen zu werden. Durch viel Lob ist es nun abrufbar und er macht es immer seltener ungefragt. Er ist aber auch so aufmerksam, dass er alles aufhebt, was mir runterfällt.
Wir stehen noch am Anfang unserer Reise und ich bin in freudiger Erwartung, was wir noch alles gemeinsam meistern werden.