Ist mein Pferd krank oder hat es Schmerzen?

Ist mein Pferd krank oder hat es Schmerzen?

Wie du normales Verhalten von Warnsignalen unterscheiden kannst. Es gibt kaum eine Frage, die Pferdebesitzer stärker beschäftigt[…]

Wie du normales Verhalten von Warnsignalen unterscheiden kannst.

Es gibt kaum eine Frage, die Pferdebesitzer stärker beschäftigt als diese:
„Stimmt etwas nicht mit meinem Pferd – oder bilde ich mir das ein?“

Die Verunsicherung ist groß.
Manchmal zeigt ein Pferd ein kleines Anzeichen, das nur Sekunden dauert. Manche Pferde wirken „irgendwie anders“, ohne dass jemand genau benennen kann, warum. Wieder andere zeigen deutliches Verhalten – aber nicht jeder erkennt es als Schmerz oder Unwohlsein.

Und mitten in diesem Gefühlschaos stehst du als Pferdehalter, der sein Pferd liebt und der richtig handeln möchte, bevor etwas Schlimmes passiert.

In diesem Artikel möchte ich dich sensibilisieren und gleichzeitig stärken.
Denn die wichtigste Person, wenn es darum geht, Veränderungen am Pferd zu erkennen, bist du. Kein Tierarzt, kein Trainer, kein Therapeut sieht dein Pferd so oft, so nah und so echt wie du.

Du kennst sein Wesen, seine Art, seine Routinen.
Du weißt, wie es normalerweise aussieht, sich bewegt, reagiert, frisst, schläft und kommuniziert.

Und genau dieses Wissen ist entscheidend, um Krankheit, Schmerzen oder Blockaden frühzeitig zu erkennen – lange bevor es dramatisch wird.


Warum die wichtigste Grundlage darin liegt, dein Pferd wirklich zu kennen

Viele Pferde zeigen Schmerzen, Stress oder beginnende Krankheit nicht laut, sondern leise – manchmal fast flüsternd. Das liegt in ihrer Natur. Als Fluchttiere müssen sie lange „funktionieren“, um in der Herde nicht zurückzufallen oder ein leichteres Ziel zu sein. Selbst domestizierte Pferde tragen dieses Verhalten tief in sich.

Darum ist die Frage „Ist mein Pferd krank oder hat es Schmerzen?“ nicht leicht zu beantworten.
Ein Pferd wird selten plötzlich zusammenbrechen. Viel wahrscheinlicher verändert es erst winzige Details. Und diese Details erkennt nur jemand, der das Pferd im Alltag beobachtet.

Ein Pferd hat ein „Normalverhalten“ wie ein persönliches Profil.
Dieses Normalverhalten zu kennen, ist der entscheidende Schlüssel.

Wie schläft dein Pferd?
Wie legt es sich ab – und wie oft?
Mit wem steht es auf der Weide?
Wie bewegt es sich im Schritt, Trab, Galopp?
Wie wirkt seine Mimik, wenn du es putzt?
Kommt es, wenn du es rufst?
Ist es neugierig – oder eher gelassen?

Erst wenn du weißt, wie dein Pferd im gesunden Zustand ist, kannst du erkennen, wenn etwas nicht stimmt.

Wie der Stall dein Pferd – und eure Beziehung – formt: Warum Haltung, Umfeld & Energie alles verändern können
MAVITA – Beziehungscoaching und Therapie für Pferde und ihre Menschen

Warum jedes Pferd anders auf Schmerzen reagiert

Eine der größten Verwirrungen im Stall entsteht durch die Tatsache, dass Pferde Schmerzen unterschiedlich zeigen. Es gibt nicht „das eine Schmerzverhalten“.

Einige Pferde werden still, ruhig, ziehen sich zurück.
Andere wirken unruhig, nervös oder aufgedreht.
Wieder andere reagieren aggressiv, überempfindlich oder abwehrend.
Manche wirken stumpf, wie „abgeschaltet“.
Andere wiederum werden extrem kuschelbedürftig oder suchen vermehrt Nähe.

Und genau deshalb ist es so wichtig, dass du lernst, wie dein Pferd tickt.

Es gibt Pferde, die bei leichten Schmerzen schon sehr deutliche Signale senden. Und es gibt Pferde, die selbst bei massiven Problemen noch „funktionieren“ wollen – bis sie irgendwann gar nicht mehr können.

Darum ist Beobachtung alles.


Welche alltäglichen Gewohnheiten du kennen solltest, um Veränderungen wahrzunehmen

Du kennst diese kleinen Dinge, die dein Pferd jeden Tag macht. Sie wirken unwichtig – aber genau sie sind wertvoll.

Zum Beispiel:

  • Wo liegt oder döst es am liebsten?
  • Wie oft schläft es richtig im Liegen und wann?
  • Welche Pferde sucht es auf der Weide auf?
  • Welche Pferde meidet es?
  • Reagiert es normalerweise fröhlich, wenn es dich sieht?
  • Muss man es sonst immer „motivieren“, mitzukommen?
  • Wie frisst es? Schnell? Langsam? Sortiert es aus?
  • Wie sieht sein normales Gangbild aus – locker, aktiv, trittsicher?
  • Ist sein Ausdruck weich? Fröhlich? Entspannt?
  • Oder wirkt er an manchen Tagen plötzlich skeptisch, angespannt, abwesend?

Diese Dinge sind nicht „Nebensächlichkeiten“. Sie sind das Fundament, auf dem du Veränderungen erkennst.

Wenn dein Pferd plötzlich nicht mehr beim Lieblingskumpel steht, sich abwartend in eine Ecke stellt, nicht frisst, sich nicht mehr hinlegt oder dich nicht begrüßt: Dann sind das Hinweise, die du ernst nehmen solltest.


Ist mein Pferd krank oder hat es Schmerzen?
Ist mein Pferd krank oder hat es Schmerzen?

Typische Reaktionen, die auf Schmerzen oder Unwohlsein hindeuten können

Auch wenn jedes Pferd individuell reagiert, gibt es Signale, die ein Pferd fast nie ohne Grund zeigt.

Eine Veränderung in der Mimik ist oft das Erste:

  • vermehrtes Blinzeln
  • Augen halb schließen
  • verspannter Blick, Stirnrunzeln
  • zusammengekniffene Nüstern
  • angespannter Maulbereich
  • häufiges Kauen ohne Futter
  • übertriebenes Abschlecken
  • gähnen
  • Luft anhalten
  • Kopf wegdrehen
  • vermehrtes Schnauben oder tiefes Ausatmen
  • Stampfen oder vermehrtes Kratzen
  • Kopfschlagen oder Headshaking

Ein Pferd kommuniziert ständig. Nur wenige Reiter haben gelernt, diese Sprache zu lesen.

Dann gibt es körperliche Reaktionen:

  • Muskelzucken
  • eingeschränkte Beweglichkeit
  • Ausweichen beim Putzen
  • „Wegsacken“ in bestimmten Stellungen
  • nicht mehr gerne Hufe geben
  • häufiges Umstellen von einem Bein aufs andere
  • starkes Schwitzen trotz wenig Belastung
  • Über- oder Unterreaktionen auf Berührungen

Und schließlich gibt es die „großen“ Signale:

  • Bocken
  • Steigen
  • Durchgehen
  • Verweigern
  • Einfrieren
  • unerklärliche Aggression
  • plötzliches Stillstehen
  • Panikreaktionen
  • Ausbrechen aus Übungen

Diese Reaktionen sind selten „Ungehorsam“. Sie sind Kommunikation.

Die wichtigste Frage lautet: Warum zeigt mein Pferd dieses Verhalten — und ist es neu?


Wie du strukturiert einschätzen kannst, ob etwas Ernstes dahintersteckt

Viele Pferdebesitzer fühlen sich überfordert, wenn sie etwas „Komisches“ bemerken.
Darum ist es sinnvoll, sich selbst einen kleinen Ablauf zu schaffen:

  1. Fieber messen:
    Normalbereich liegt etwa bei 37,5–38,2 °C. Alles darüber und darunter ist auffällig.
  2. Futteraufnahme beobachten:
    Ein Pferd, das nicht frisst, ist IMMER ein Notfall.
  3. Wasseraufnahme beobachten:
    Zu wenig trinken ist genauso problematisch wie übermäßiges Trinken.
  4. Darmgeräusche prüfen:
    Sind sie deutlich? Leise? Kaum hörbar? Unregelmäßig?
  5. Haut und Fell beobachten:
    Glanzlos, stumpf, schuppig oder plötzlich aufgeplustert?
  6. Test auf Druckempfindlichkeit:
    Sanft über Rücken, Brust, Bauch, Flanken fahren: Reagiert es?
  7. Bewegung prüfen:
    Wirkt das Pferd steif, unsicher, verkürzt, stolperig, schief?

Das sind keine Diagnosen, aber wertvolle Hinweise. Wenn du diese Dinge kennst, fällt es dir leichter einzuschätzen, wie dringend die Situation ist.


MAVITA - Qi-Osteopathie für Pferde
MAVITA – Qi-Osteopathie für Pferde

Wie sich Blockaden bemerkbar machen – und warum sie so oft übersehen werden

Viele Pferde zeigen schmerzhafte Blockaden nicht durch ein klares „Ich kann nicht!“, sondern durch viele kleine, zusammengesetzte Signale.

Manchmal ist es ein plötzliches nicht mehr gerne Sattelnlassen.
Manchmal ist es ein Stolpern.
Manchmal ein Wegdrücken im Rücken.
Einseitigkeit.
Widersetzlichkeit im Galopp.
Ein schiefer Schweif.
Ein verspannter Hals.
Ein Schweifschlagen ohne erkennbaren Grund.
Ein Unwohlsein beim Anfassen bestimmter Körperregionen.

Oder ein Ausdruck, der sagt: „Ich würde ja gern, aber ich kann gerade nicht.“

Viele Besitzer spüren das sofort, selbst wenn alle anderen sagen: „Der tut doch alles wie immer.“

Und sie haben fast immer recht — denn niemand kennt das Pferd so gut wie der Mensch, der es jeden Tag sieht.


Warum du deinem Gefühl vertrauen solltest

Pferdebesitzer haben oft ein sehr feines Gespür für ihr Tier. Manchmal bemerken sie Dinge, die niemand sonst sieht. Dieses Gefühl zu haben, ist kein Zufall – sondern ein Zeichen tiefer Bindung.

Wenn du denkst: „Irgendwas ist anders“ dann lohnt es sich, dem nachzugehen.

Schmerzen zeigen sich nicht immer laut. Viele Pferde flüstern – und der Mensch, der ihnen am nächsten steht, hört es zuerst.


Warum Chinesische Heilkunst, Qi-Osteopathie & klassische Diagnostik sich ergänzen

Manchmal ergeben Blutbilder, Röntgenaufnahmen oder klinische Untersuchungen keinen klaren Befund.
Das heißt jedoch nicht, dass dein Pferd gesund ist.

In der traditionellen chinesischen Medizin gilt:
Ein Symptom ist nur ein Ausdruck eines Ungleichgewichts. Der Körper zeigt nach außen, was im Inneren nicht harmonisch ist.

Viele Pferde haben Stagnationen im Qi, Ungleichgewichte zwischen Yin und Yang, energetische Blockaden entlang der Meridiane – und diese äußern sich körperlich, emotional oder im Verhalten.

Die TCM betrachtet das Pferd nicht nach „Organ A“ oder „Struktur B“, sondern als Ganzes:

Die Atmung beeinflusst den Rücken.
Der Rücken beeinflusst den Hals.
Der Hals beeinflusst das Verhalten.
Das Verhalten beeinflusst die Energie.
Und die Energie beeinflusst die Organe.

Alles hängt zusammen.

Darum kann Akupunktur oder eine QiOsteopathie-Behandlung genau dort wirken, wo die Schulmedizin keine Erklärung findet: bei funktionellen, energetischen und emotionalen Ungleichgewichten.


Warum auch du als Pferdehalter Teil der Lösung bist

Viele Pferde spiegeln ihre Menschen. Sie übernehmen Stress, Anspannung, Unruhe oder emotionale Belastung ihrer Besitzer.

Ein Pferd, das auffällig wird, ist nicht immer „kaputt“ oder „krank“. Manchmal reagiert es auf deine Energie. Darum lohnt es sich, ehrlich hinzuschauen:

Wie bist du gerade im Leben unterwegs?
Was bringst du mit in den Stall?
Wie klar, ruhig und zentriert bist du in deinem Alltag?

Ein Pferd lebt im Moment. Es reagiert auf die Emotion, die du trägst – nicht auf das Lächeln, das du aufsetzt.


Ein Pferd spricht immer – du musst nur lernen zuzuhören

Ob dein Pferd krank ist, Schmerzen hat oder einfach „anders“ wirkt, erkennst du nicht an einem einzigen Zeichen.
Du erkennst es daran, dass du weißt, wie dein Pferd IST – und wahrnimmst, wenn es davon abweicht.

Die wichtigste Fähigkeit eines guten Pferdehalters ist nicht Wissen. Es ist Wahrnehmung.

Wenn du aufmerksam bist, regelmäßig beobachtest, innerlich ruhig bleibst und Veränderungen ernst nimmst, wirst du viel früher erkennen, wann dein Pferd Unterstützung braucht.

Damit aus kleinen Dingen keine großen werden. Und dein Pferd sich an deiner Seite sicher fühlt.

Wenn du unsicher bist, ob dein Pferd Schmerzen hat oder ungewöhnliche Verhaltensmuster zeigt, findest du in meinem Blog viele weitere Artikel, die dir helfen, die Sprache deines Pferdes besser zu verstehen.

Du kannst mir auch jederzeit schreiben – gemeinsam finden wir heraus, was dein Pferd dir sagen möchte.

MAVITA - Beziehungscoaching und Therapie für Pferde und ihre Menschen

Der Schlüssel zum Herzen unserer Pferde ist ihre körperliche und mentale Gesundheit.

Ich bin Mareile Purwita, Pferdetrainerin und Therapeutin für QiOsteopathie & Chinesische Heilkunst für Pferde. Ich möchte dir helfen, dein Pferd besser zu verstehen, es gesund zu trainieren und eine echte tiefe Verbindung zu ihm aufzubauen.

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