Wenn dein Pferd hustet, sich verspannt bewegt, immer wieder „komisch“ läuft, erschöpft wirkt oder emotional kippt, ist das aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin kein zufälliges Ereignis und auch kein isoliertes Problem. Die Chinesische Heilkunst oder auch TCM geht davon aus, dass Symptome immer Ausdruck eines tieferliegenden Ungleichgewichts sind. Der Körper zeigt nach außen, dass innen etwas aus der Balance geraten ist.
Während die Schulmedizin meist fragt: „Was ist kaputt und wie können wir das Symptom stoppen?“, stellt die Chinesische Heilkunst andere Fragen. Sie interessiert sich dafür, wo der Fluss der Lebensenergie – des Qi – ins Stocken geraten ist, welche Bereiche des Systems zu viel oder zu wenig Energie haben und an welcher Stelle die Harmonie von Yin und Yang verloren gegangen ist. Erst wenn diese grundsätzlichen Ungleichgewichte erkannt und behandelt werden, kann ein Pferd wirklich in seine Mitte zurückfinden.
Chinesische Heilkunst für Pferde bedeutet deshalb nicht, einzelne Beschwerden „wegzumachen“, sondern das gesamte System wieder ins Gleichgewicht zu begleiten. Der Körper soll wieder so unterstützt werden, dass er seine Selbstregulation aufnehmen kann – mit Akupunktur, energetischer Arbeit, Kräutern, Anpassung von Haltung und Training und, wenn nötig, durch die Einbeziehung des Menschen.
Was ist Qi – die Lebendigkeit deines Pferdes
Im Zentrum der Chinesische Heilkunst steht Qi. Qi ist die Lebenskraft, die alles im Körper in Bewegung hält. Ohne Qi keine Wärme, keine Aktivität, keine Verdauung, keine Immunreaktion, keine Regeneration, keine Emotion. Qi fließt durch den gesamten Organismus und versorgt alles, was Leben braucht – von kleinsten Strukturen im Gewebe bis hin zu Bewegungsmustern, Ausdruck und Ausstrahlung.
Wenn Qi frei und harmonisch fließt, wirkt ein Pferd lebendig, präsent und gleichzeitig innerlich ruhig. Der Körper kann anspannen, wenn es nötig ist, und loslassen, wenn die Anforderung vorbei ist. Bewegung wirkt rund, Atmung weich, der Blick klar. Selbst wenn ein Pferd körperlich gefordert wird oder im Training lernt, bleibt eine gewisse innere Stabilität spürbar.
Gerät Qi ins Stocken, sprechen wir von Stagnation. Diese Stagnation kann sich an sehr unterschiedlichen Stellen zeigen: im Gewebe, in Bewegungen, im Verhalten, in der Verdauung, in der Atmung oder in der Art, wie ein Pferd auf äußere Reize reagiert. Auch ein Mangel oder eine innere Zerstreuung von Qi kann entstehen, wenn der Körper zu wenig Substanz aufbaut, erschöpft ist oder über lange Zeit zu viel leisten musste, ohne ausreichend regenerieren zu dürfen. Aus Sicht der Chinesische Heilkunst sind all diese Zustände keine „Diagnosen“ im schulmedizinischen Sinne, sondern verschiedene Qualitäten der Lebensenergie, die sich verändert hat.
Akupunktur, QiOsteopathie, energetische Behandlungen und Kräuter zielen deshalb immer darauf ab, Qi wieder in die richtige Bewegung zu bringen. Dort, wo Energie stagniert, soll sie wieder fließen. Dort, wo zu viel Energie aufgestaut ist, soll sie sich verteilen. Dort, wo zu wenig vorhanden ist, soll der Körper wieder genährt und aufgebaut werden. Heilung heißt in diesem Sinne nicht: „Das Symptom ist weg“, sondern: „Der Fluss stimmt wieder.“

Yin und Yang – das feine Spiel der Gegensätze im Pferdekörper
Yin und Yang sind zwei Begriffe, die in der Chinesische Heilkunst oft genannt werden und gleichzeitig leicht missverstanden werden. Sie sind keine Dinge, sondern Qualitäten, die alles Leben durchdringen. Yin steht eher für Ruhe, Substanz, Kühlung, Nährung, Stabilität und Innenorientierung. Yang steht eher für Bewegung, Aktivität, Wärme, Dynamik, Ausdruck und Außenorientierung. Beide sind gleichermaßen notwendig. Yin ohne Yang wäre leblos. Yang ohne Yin würde verbrennen.
Im Körper deines Pferdes spiegeln sich Yin und Yang in allem wider: in der Fähigkeit, sich zu bewegen und danach zu ruhen, in der Möglichkeit, Kraft aufzubauen, ohne sich zu überfordern, in Phasen von Aktivität und Phasen von Regeneration, in innerer Wärme und äußerer Belastbarkeit. Solange Yin und Yang in einem lebendigen, gesunden Wechselspiel sind, fühlt sich der Organismus stabil an, auch wenn er gefordert wird.
Wenn dieses Gleichgewicht sich verschiebt, entsteht eine Disbalance. Zu viel Yang kann sich etwa als dauerhafte innere Anspannung, Überhitzung, Nervosität oder Unruhe zeigen; zu wenig Yang eher als Schwäche, Antriebslosigkeit und fehlende Aktivität. Zu wenig Yin kann bedeuten, dass der Körper nicht mehr ausreichend Substanz und Ruhe zur Verfügung hat, um die Aktivität zu tragen, während ein Übermaß an Yangaspekten den Körper überhitzt und ausbrennt.
In der praktischen Chinesische Heilkunst-Arbeit bedeutet das: Wir betrachten nicht nur, was „kaputt“ ist, sondern in welche Richtung sich das ganze System verschoben hat. Die Behandlung – ob durch Nadeln, energetische Techniken oder Kräuter – hat immer das Ziel, Yin und Yang wieder in eine harmonische Beziehung zueinander zu bringen, damit sich das Pferd wieder wohl, stabil und zugleich lebendig fühlen kann.
Meridiane – die unsichtbaren Wege des Qi
Meridiane sind in der Chinesische Heilkunst die Bahnen, auf denen Qi durch den Körper fließt. Man kann sie nicht aufschneiden und sehen wie eine Sehne, aber sie sind als funktionelles Konzept enorm hilfreich. Man könnte sie sich als ein Netz von Leitlinien vorstellen, die den gesamten Organismus durchziehen und alle Bereiche miteinander verbinden. Jeder Meridian hat Verbindungen zu bestimmten Regionen, Organfunktionen und energetischen Qualitäten.
Wenn ein Meridian frei durchlässig ist, kann Qi ungehindert fließen. Dann sind Bewegung, Organfunktionen und emotionale Reaktion im Einklang mit dem, was das Pferd gerade braucht. Wird ein Meridian gestört – durch Trauma, Überlastung, falsches Training, dauerhaften Stress, Verletzungen oder innere Disharmonien – kann sich der Fluss verlangsamen oder stagnieren. Das zeigt sich häufig an bestimmten Körperabschnitten, Bewegungsmustern oder Verhaltensweisen, ohne dass man schulmedizinisch eine klare Ursache findet.
In der praktischen Arbeit mit QiOsteopathie und Akupunktur wird über die Meridiane eine Art Landkarte genutzt. Nicht im Sinne von: „Dieser Punkt macht immer das“, sondern als Orientierung dafür, wo im System die Energie nicht mehr frei zirkuliert. Mit feinen Nadeln, sanfter Mobilisation und energetischer Behandlung werden genau diese Bereiche angestoßen, damit der Fluss sich wieder ordnen kann. Wenn ein Meridian wieder frei wird, entspannt sich oft nicht nur der Körper, sondern auch die gesamte Ausstrahlung des Pferdes.

Wie Akupunktur wirkt – und was sie so besonders macht
Akupunktur beim Pferd ist keine Technik, bei der einfach „irgendwo“ Nadeln gesetzt werden. Eine gute Akupunkturbehandlung beginnt immer mit einer energetischen Diagnose: Wie fühlt sich das Gewebe an? Wo ist Spannung, wo Leere? Welche Muster zeigen sich in Atmung, Ausdruck und Bewegung? Was sagen Puls, Blick und Gesamtbild? Erst wenn ein Bild vom energetischen Zustand entstanden ist, werden gezielt Punkte ausgewählt.
Die Wirkung der Nadeln entsteht nicht durch mechanischen Reiz, sondern durch den Impuls, den sie in das Qi-System geben. Eine korrekt gesetzte Akupunkturnadel kann Stagnationen lösen, innere Überspannung regulieren, fehlendes Qi mobilisieren und die Verbindung zwischen unterschiedlichen Regionen des Körpers wieder herstellen. Das Gewebe rund um den Punkt beginnt weich zu werden, Atmung vertieft sich, das Nervensystem wechselt spürbar aus einem Zustand von Alarm in mehr Ruhe. Viele Pferde beginnen beim Nadeln zu gähnen, zu kauen, zu schnauben oder senken den Kopf – Zeichen, dass der Körper loslässt und reguliert.
Wichtig ist dabei auch, was Akupunktur nicht ist. Kanülen, also hohle Nadeln, wie sie für Spritzen oder Blutentnahmen verwendet werden, sind keine Akupunkturnadeln und sollten niemals zu diesem Zweck eingesetzt werden. Sie verletzen das Gewebe deutlich stärker, stören energetische Strukturen und das innere „Vakuum“, mit dem der Körper feine Druckverhältnisse reguliert. Echte Akupunkturnadeln sind massiv, sehr fein und flexibel. Sie arbeiten mit dem System, nicht gegen es.
Ebenso entscheidend ist die Haltung dahinter. Wenn Nadeln nur gesetzt werden, um ein Symptom zum Schweigen zu bringen, verfehlt das den Kern der Chinesische Heilkunst. Die Nadel sollte immer dazu dienen, das Gleichgewicht des ganzen Körpers zu unterstützen. Sie wird nicht in erster Linie „gegen Husten“, „gegen Schmerz“ oder „gegen Unruhe“ gesetzt, sondern so, dass Yin, Yang und Qi wieder in eine Ordnung finden können, aus der heraus der Körper seine eigenen Heilimpulse entwickeln kann. Es braucht dazu nicht viele Nadeln, sondern passende.
Das Symptom als Botschaft – und warum Chinesische Heilkunst Zeit braucht
Eines der wichtigsten Prinzipien der Chinesische Heilkunst ist: Das Symptom ist nicht der Feind. Was wir sehen – Husten, Verspannung, Verweigerung, Müdigkeit, Gereiztheit – ist Ausdruck davon, dass etwas im System nicht mehr stimmt. Der Körper versucht, mit dem Symptom zu zeigen: „Hier stimmt die Balance nicht mehr.“ Wenn man das Symptom nur unterdrückt, ohne das zugrunde liegende Ungleichgewicht zu behandeln, wird das Problem an anderer Stelle wiederauftauchen oder tiefer in den Körper wandern.
Deshalb arbeitet die TCM selten schnell im Sinne von „sofort weg“. Natürlich gibt es Themen, bei denen sich schon nach einer Behandlung etwas deutlich verändert. Doch bei tief sitzenden Stagnationen oder lang bestehenden Mustern braucht der Körper Zeit, um in seine Mitte zurückzukehren. Das Energiesystem muss sich neu ordnen, Strukturen müssen sich anpassen, alte Spannungs- und Schutzmuster dürfen gelöst werden.
Der Unterschied zur Schulmedizin liegt genau hier: Anstatt Symptome abzustellen und Prozesse zu stoppen, unterstützt die TCM die natürlichen Bewegungen im Körper. Es geht nicht darum, etwas „wegzumachen“, sondern darum, dem Organismus zu helfen, wieder in einem Zustand zu arbeiten, in dem er sich selbst regulieren und regenerieren kann. Heilung wird nicht von außen hinein gegeben, sondern von innen wieder möglich gemacht.

Pferde als Spiegel – warum deine Balance mitheilt
Ein Aspekt, den viele unterschätzen: Pferde nehmen die Emotionen, Spannungen und Muster ihrer Menschen sehr fein wahr. Sie spiegeln unsere Unruhe, unseren Stress, unsere Ängste und unsere körperliche Anspannung oft viel deutlicher, als uns lieb ist. Manche Pferde übernehmen regelrecht Themen, die nicht ursprünglich aus ihrem eigenen System stammen, sondern aus der Dynamik zwischen Pferd und Mensch.
In der Chinesische Heilkunst – und auch in der QiOsteopathie – wird deshalb nicht nur auf den Pferdekörper geschaut, sondern auch auf das Feld, in dem es lebt. Das umfasst die Herde, den Stall, das Training, aber eben auch die Person, mit der das Pferd den engsten Kontakt hat. Wenn ein Pferd dauerhaft Symptome zeigt, lohnt es sich immer, auch einen ehrlichen Blick auf die eigene Balance zu werfen. Ein Mensch, der in seiner Mitte ist, klar in sich ruhen kann und präsent ist, bietet seinem Pferd ein energetisches Umfeld, in dem Heilung leichter geschieht.
Das heißt nicht, dass du „schuld“ bist, wenn dein Pferd Symptome zeigt. Es bedeutet nur, dass ihr ein System seid – und dass jede Verbesserung deiner eigenen inneren Balance gleichzeitig ein Geschenk an dein Pferd ist. TCM denkt immer in Verbindungen, nicht in isolierten Individuen.
Chinesische Heilkust für Pferde – ein Weg zurück ins Gleichgewicht
Traditionelle chinesische Medizin für Pferde ist kein schneller Trick und kein „esoterischer Zusatz“. Sie ist eine eigenständige, in sich logische Heilkunde, die den Körper als lebendiges, energetisches System versteht. Qi, Yin, Yang, Meridiane und Organe sind darin keine abstrakten Begriffe, sondern Werkzeuge, um fein wahrzunehmen, wo ein Pferd seine innere Ordnung verloren hat – und wie man ihm helfen kann, wieder dorthin zurückzufinden.
Durch feine Akupunkturnadeln, energetische Behandlung, Kräuter und eine ganzheitliche Betrachtung von Haltung, Training und Beziehung kann die Chinesische Heilkunst Stagnationen lösen und das Gleichgewicht im Körper wiederherstellen. Wenn das gelingt, wird das Pferd nicht nur „symptomfrei“, sondern kann sich wieder so zeigen, wie es wirklich ist: lebendig, klar, präsent, beweglich, in sich ruhend.
Wenn du tiefer in das Thema eintauchen möchtest, kannst du in deinem Alltag anfangen, Symptome deines Pferdes als Botschaften zu sehen – und nicht als lästige Störung. Und wenn du mehr über Chinesische Heilkunst, QiOsteopathie und die energetische Arbeit mit Pferden erfahren möchtest, findest du in meinem Blog weitere Artikel dazu, wie dieser Ansatz praktisch aussieht und wie er dein Pferd auf seinem Weg zu mehr Balance begleiten kann.

Der Schlüssel zum Herzen unserer Pferde ist ihre körperliche und mentale Gesundheit.
Ich bin Mareile Purwita, Pferdetrainerin und Therapeutin für QiOsteopathie & Chinesische Heilkunst für Pferde. Ich möchte dir helfen, dein Pferd besser zu verstehen, es gesund zu trainieren und eine echte tiefe Verbindung zu ihm aufzubauen.

