Meine Geschichte

Warum ich tue, was ich tue.

Ja, ich habe mich mein ganzes Leben mit der Reiterei und Ausbildung von Pferden beschäftigt, dabei viel gelernt und Erfahrung sammeln können. Zuletzt nun auch die Ausbildung zur Pferdetherapeutin – Osteopathie & Akupunktur. Ich liebe, was ich tue, aber ohne SIE hätte ich niemals diesen Weg eingeschlagen.

Ohne SIE wäre mir verborgen geblieben, welche tiefe Verbindung zwischen einem Menschen und seinem Pferd entstehen kann. Ohne SIE wäre mir diese liebevolle Hingabe nie geschenkt worden.

Als ich Femke das erste Mal sah, stand sie angebunden an einer weißen Wand in einem kleinen Reitstall bei Bremen. Sie blickte über ihre Schulter und schaute mich schon von weitem an. Ich erinnere mich bis heute an diese erste Begegnung mit ihr, die mein Leben verändern sollte.
Sie war abgemagert, hatte struppiges Fell, ausgefranste Hufe und war tragend. Mit meinen damals 18 Jahren war ich zwar absolut sattelfest aber noch nicht sehr erfahren, was Pferdeausbildung angeht. Nach einem kleinen Proberitt war sie gekauft und eine Woche später bei mir.

Wir brauchten anschließend Jahre, um zueinander zu finden. Sie umgab eine Angst und Furcht, die sie veranlasste bei einer knisternden Jacke Gas zu geben. Jede schnelle Handbewegung ließ sie zurückschnellen. Ihre Muskulatur war schwach und der Körper gezeichnet. Eine schwache rechte Hüfte und ein überspringendes Nackenband machten ihr die Freude an Bewegung und Arbeit schwer. Doch sie tat immer ihr Bestes, aber Seele und Körper hatten Narben, die nicht heilten.

Bei der Arbeit mit Femke lernte ich, dass Dominanz nicht der Schlüssel zueinander ist. Aus Unterwerfung entsteht keine Freundschaft und aus Schmerz wird keine Begeisterung folgen. Wir sollten uns zuhören und gegenseitig unterstützen, um gemeinsam wachsen zu können.

Der Schlüssel zu Femkes Seele war ihre körperliche Gesundheit. Ich musste lernen mich selbst zurückzunehmen, nicht immer reiten zu können, mein Wissen und Handwerkszeug zu erweitern. Wir verbrachten zuerst viel Zeit mit Massagen und Bodenarbeit, bevor sie sich auch unter dem Sattel entfalten konnte.
In unseren schönsten Jahren kam ich zur Koppel und pfiff nach ihr. Sie machte sich sofort auf den Weg und kam mir blubbernd entgegen. Halfter und Strick waren überflüssig geworden. Während ich sie putzte, schob sie sich unter meinen Händen nach vorn und zurück, je nachdem, wo sie es gerade am liebsten hatte oder ich etwas lösen oder behandeln sollte. Sie hatte gelernt, dass ihre Bedürfnisse wahrgenommen werden und ich diejenige war, die ihr zuhörte und ihr helfen konnte.

Bei der Arbeit entwickelte sie eine regelrechte Begeisterung. Desto größer meine Freude über ihren Einsatz war, desto mehr Mühe gab sie sich. Nachdem wir die Balance im Galopp gefunden hatten, hüpfte sie bei jeder Gelegenheit los.

Sie fing an sehr viel auszuprobieren, was es mir einfach machte die Dinge, die ich gut fand zu verstärken. So wurde aus einem leichten Stubs an der Tür ein Tür-Öffnen, aus einem Nasenspiel ein Drehverschluss-Öffnen. Selbst die Piaffe lernte sie mit knapp 20 Jahren noch. Sie war nie perfekt, aber die Ansätze waren dennoch gut.
Die Kehrseite dieser innigen Verbindung war ihre Traurigkeit, wenn ich nicht da war, die sich auch in körperlichen Symptomen niederschlug. In meiner Urlaubszeit wurde sie öfters krank oder war niedergeschlagen. Zum Glück hatte ich liebevolle Menschen zuhause, die sich in meiner Abwesenheit rührend um sie kümmerten.
 
Sie begleitete mich über 22 Jahre meines Lebens und ich möchte keinen Moment davon missen. Am Ende war ihr Körper zu schwach und ich musste sie ziehen lassen.

Pferdeausbildung braucht absolute Hingabe, Demut vor dem Geschöpf und den Willen auch das Scheitern zu ertragen und von Neuem zu beginnen.

Wer dann genau hinhört, bekommt das Glück dieser Erde auf dem Silbertablett. Ein unsichtbares Band von absolutem Vertrauen, unendliche Liebe und Zuneigung.
Mich haben auf meinem Weg viele fantastische Menschen begleitet, wobei mich diejenigen ohne großen Namen, wohl am meisten geprägt haben. Ich danke ihnen allen für ihr Wissen und die Chance von ihnen lernen zu dürfen.