Warum du mit Vorwärts-Abwärts keine echte Tragkraft beim Pferd entwickeln kannst

Warum du mit Vorwärts-Abwärts keine echte Tragkraft beim Pferd entwickeln kannst

Viele Reiterinnen und Reiter lernen von Anfang an: „Reite dein Pferd ins Vorwärts-Abwärts, dann schwingt der Rücken[…]

Viele Reiterinnen und Reiter lernen von Anfang an: „Reite dein Pferd ins Vorwärts-Abwärts, dann schwingt der Rücken frei und es baut Muskulatur auf.“
Doch so simpel ist es leider nicht. Vorwärts-Abwärts kann dem Pferd zwar helfen, loszulassen und Spannung abzubauen – aber es führt nicht zu echter Tragkraft.


Vorwärts-Abwärts: Entspannung statt Kraftentwicklung

Die Dehnungshaltung oder das Vorwärts-Abwärts-Reiten wird oft als Grundübung im Pferdetraining verkauft. Richtig eingesetzt, kann es tatsächlich helfen, dass das Pferd:

  • den Rücken loslässt,
  • die Muskulatur dehnt,
  • Stress abbaut,
  • und Vertrauen zum Reiter gewinnt.

Das Problem: Entspannung ist nicht gleich Kraftentwicklung.
Wenn der Rücken frei schwingt, fühlt sich das zwar angenehm an. Doch Tragkraft – also die Fähigkeit, das Reitergewicht gesund zu tragen – entsteht erst dann, wenn sich die Strukturen anspannen und stabilisieren können.

Vorwärts-Abwärts ist deshalb keine Übung, die automatisch starke Tragmuskulatur entstehen lässt. Es ist eher ein „Loslass-Werkzeug“.


Was bedeutet eigentlich Tragkraft beim Pferd?

Tragkraft heißt, dass dein Pferd in der Lage ist, deinen Körper sicher und ohne Schaden zu tragen. Dazu braucht es zwei Dinge:

  1. Flexibilität – damit Muskeln und Faszien geschmeidig bleiben, Gelenke frei bewegen können und keine Blockaden entstehen.
  2. Stabilität – damit Strukturen wie Rumpfmuskulatur, Rücken und Hinterhand stark genug sind, das Reitergewicht auszubalancieren und ohne Verschleiß langfristig zu tragen.

Ohne Flexibilität entsteht Steifheit, ohne Stabilität Überlastung.
Die Kunst liegt darin, beides im Training aufzubauen – Schritt für Schritt.

Warum du mit Vorwärts-Abwärts keine echte Tragkraft beim Pferd entwickeln kannst

Warum Vorwärts-Abwärts keine Stabilität schafft

Studien zeigen, dass beim Reiten im Vorwärts-Abwärts der Rücken zwar sichtbar mitschwingt. Aber: Dieses Auf-und-Ab-Schwingen ist nicht gleich Anheben und Stabilisieren. Der Widerrist schwingt in der Bewegung weiter nach unten, als nach oben. Dies wird durch die Belastung mit einen Reiter noch verstärkt. Zusätzlich wird das Vorderbein weiter unter den Körper geführt, was einer Rumpfhebung auch nicht dienlich ist. Im Gegenteil – je schneller das Tempo und je höher das Reitergewicht, desto größer ist sogar das Absinken des Widerrists.

👉 Das bedeutet: Das Pferd lässt los, aber es entwickelt keine Haltekraft.
👉 Ohne Haltekraft gibt es keine stabile Rumpfmuskulatur.
👉 Ohne stabilen Rumpf keine echte Tragkraft.

Das Pferd bewegt sich zwar „locker“, aber die Strukturen werden nicht trainiert, um wirklich zu tragen.


Wie Tragkraft wirklich entsteht

Um ein Pferd gesund zu bewegen und langfristig zu stabilisieren, braucht es ein Training, das den Rumpf und damit den Rücken und die Hanken bewusst anspricht. Dabei geht es nicht um das Ziehen des Kopfes nach unten oder oben, sondern um gezielte Arbeit:

  • Rumpfmuskulatur kräftigen: Übungen, die Bauch- und Schultergürtelmuskulatur ansprechen, sorgen für Stabilität und bilden die Basis für echte Tragkraft.
  • Aufrichtung fördern: Nur mit einem getragenen Kopf, kann das Pferd den Widerrist anheben. Eine Kopfposition unterhalb des Widerrists lässt diesen absinken.
  • Schwerpunkt nach hinten verlagern: Das Pferd muss lernen seinen Schwerpunkt nach hinten zu verlagern, dies kann nur aus einem angehobenen Rumpf geschehen und nicht über Tempo.
  • Abwechslung im Training: Muskeln wachsen nur durch den Wechsel von Anspannung und Entspannung.

Das bedeutet: Tragkraft entsteht erst, wenn das Pferd in die Aufrichtung findet – nicht, wenn es dauerhaft in die Dehnungshaltung geritten wird.

Warum du mit Vorwärts-Abwärts keine echte Tragkraft beim Pferd entwickeln kannst

Vorwärts-Abwärts richtig einsetzen

Auch wenn Vorwärts-Abwärts keine Tragkraft aufbaut, hat es seinen Platz im Training. Wichtig ist, es bewusst, korrekt und dosiert einzusetzen:

  • Zum Aufwärmen: Nach ein paar Minuten im Schritt kann das Pferd im Vorwärts-Abwärts loslassen.
  • Zur Entspannung: Nach einer Kraftübung oder Versammlung darf das Pferd dehnen.
  • Zum Cool-Down: Am Ende einer Einheit, um die Muskulatur zu lockern.

Vorwärts-Abwärts ist also ein Werkzeug für Losgelassenheit und mentale Entspannung – nicht für Stabilität und Tragkraft.


Die Rolle der klassischen Reitkunst

Die klassische Reitkunst hat schon vor Jahrhunderten betont: Ein Pferd muss lernen, sich selbst zu tragen, bevor es den Reiter gesund tragen kann.

Die Arbeit an Aufrichtung, Balance und Tragkraft steht deshalb im Zentrum jeder klassischen Ausbildung. Dazu gehören:

  • Seitengänge, wie Schulterherein, Konterschulterherein, Renvers und Travers,
  • Übergänge in feiner Balance,
  • versammelnde Übungen.

Richtig dosiert, bringen diese Übungen nicht nur mehr Kraft, sondern auch ein besseres Körpergefühl für das Pferd.


QiOsteopathie für gesunde Pferde

Hier kommt die QiOsteopathie ins Spiel: Sie unterstützt die körperliche und mentale Balance des Pferdes, indem Blockaden gelöst und Spannungen abgebaut werden.

Ein Pferd, das Schmerzen hat oder festhängt, kann keine Tragkraft entwickeln, weil es in Kompensationen läuft. Durch eine osteopathische Behandlung bekommt der Körper die Chance, wieder ins Gleichgewicht zu kommen – und das Training kann dort ansetzen, wo echte Kraftentwicklung möglich ist.

👉 Behandlung und Training gehen also Hand in Hand.


Reitunterricht neu gedacht: Weg von Schema F

In vielen Reitstunden wird das Vorwärts-Abwärts als Dauerlösung vermittelt. Doch genau das führt zu den beschriebenen Problemen: Das Pferd läuft zwar „schön rund“, baut aber keine Tragkraft auf. Es wird so langfristig den Reiter nicht ohne gravierenden Verschleiß tragen können. Die Folge sind dann u.a.

  • Rücken- und Schulterschmerzen
  • frühzeitige Arthrose
  • Sehnen- und Fesselträgerschäden
  • Hufrollen-Syndrom

Ein individuell angepasster Reitunterricht achtet deshalb darauf, dass jedes Pferd-Mensch-Paar da abgeholt wird, wo es gerade steht:

  • Welche Blockaden gibt es im Körper?
  • Wie ist die Muskulatur aufgebaut?
  • Wo fehlen Kraft oder Losgelassenheit?
  • Was braucht dieses Pferd, um gesund trainiert zu werden?

Nur so entsteht ein gesundes, tragfähiges Pferd – und eine echte Mensch-Pferd-Beziehung.


Warum das auch für eure Beziehung so wichtig ist

Ein Pferd, das gelernt hat, sich selbst und den Reiter zu tragen, fühlt sich stark, sicher und verstanden.
Es muss sich nicht gegen das Reitergewicht wehren oder in Kompensationen laufen. Für dich bedeutet das:

  • Mehr Leichtigkeit beim Reiten,
  • weniger Diskussionen im Training,
  • mehr Vertrauen in dich als Partner.

Gesundes Training ist deshalb nicht nur ein körperlicher, sondern auch ein emotionaler Prozess, der eure Verbindung stärkt.


Vorwärts-Abwärts ist nicht schlecht – aber es ersetzt keine Tragkraft

Vorwärts-Abwärts ist ein nützliches Werkzeug im Pferdetraining, um Losgelassenheit und Entspannung zu fördern. Doch wenn du möchtest, dass dein Pferd dich gesund tragen kann, reicht es nicht aus.

👉 Tragkraft entsteht durch Stabilität, gezielte Kraftübungen, Aufrichtung und ein Training, das Flexibilität und Stärke kombiniert.
👉 Unterstützt durch Ansätze aus der klassische Reitkunst, therapeutische Begleitung und individuell angepassten Reitunterricht wird daraus ein ganzheitlicher Weg zu einem gesunden, tragfähigen Pferd.


Du möchtest dein Pferd gesund trainieren und endlich verstehen, was es wirklich braucht, um dich tragen zu können?
Dann melde dich gerne bei mir – für ein individuelles Coaching, eine QiOsteopathie-Behandlung oder Reitunterricht, der euch beide weiterbringt.
❣️Gemeinsam sorgen wir dafür, dass dein Pferd nicht nur schön läuft – sondern dich auch gesund und glücklich tragen kann.

Eine Harmonische Pferd-Mensch-Beziehung

Der Schlüssel zum Herzen unserer Pferde ist ihre körperliche und mentale Gesundheit.

Ich bin Mareile Purwita, Pferdetrainerin und Therapeutin für Qi-Pferdeosteopathie und Akupunktur. Ich möchte dir helfen, dein Pferd besser zu verstehen und eine echte tiefe Verbindung zu ihm aufzubauen.

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